Editions BEAUCHESNE

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MAÎTRE ECKHART PRÉDICATEUR

MAÎTRE ECKHART PRÉDICATEUR

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Date d'ajout : lundi 10 février 2020

par Prof. Dr. Harald Schwaetzer

Coincidentia 10/1 – 2019

Marie-Anne Vanniers Buch zu Meister Eckhart als Prediger ist mit dem „Europäischen Preis für das theologische Buch 2019“ ausgezeichnet worden – und das zu Recht. In den letzten Jahren konnte Vannier als Mitglied des „Institut Universitaire de France“ trotz vieler anderer Aktivitäten ihre Arbeit zu Eckhart in einem großen Panorama zusammenstellen. Dabei blickt die Professorin der Theologie der Universität Lorraine auf mehr als zwei Jahrzehnte intensiver Beschäftigung mit Meister Eckhart zurück. Sie ist Direktorin der „Équipe de recherche sur les mystiques rhénans“, die seit vielen Jahren sowohl Übersetzungen wie Editionen und vor allem wissenschaftliche Monographien zu Meister Eckhart und der Rheinischen Mystik vorlegt. Marie-Anne Vannier hat selbst darüber hinaus viele Monographien zu Eckharts Quellen, vor allem zu Augustinus und zur Patristik, beigesteuert. Im Mittelalter ist sie in der ganzen Breite der Mystik ausgewiesen, etwa auch mit Büchern zu Hildegard von Bingen. Intensive Arbeiten zum Verhältnis der Rheinischen Mystik zur „Devotio moderna“ gehören selbstverständlich auch dazu. Wohl kaum jemand hat mit so vielen Arbeiten so vielseitig Meister Eckhart, seine Quellen und seine Rezeption, bedacht und erläutert, wie Marie-Anne Vannier.
Entsprechend braucht ihre Darstellung von Meister Eckhart auch gut 850 Seiten. Gleich im Vorwort weist Markus Vinzent deshalb auf den Charakter des Bandes hin: Zum einen greife er die vielen Studien Vanniers wieder auf, zum anderen aber synthetisiere er sie zu einem großen Gesamtpanorama Meister Eckharts.
Als Blickwinkel für dieses Panorama wählt, so Markus Vinzent in seinem Vorwort, Marie-Anne Vannier den Prediger Eckhart. Dabei stellt er aber sogleich klar, dass diese Perspektive ganz im Sinne der Gepflogenheiten der Dominikaner keine einschränkende ist, sondern im Gegenteil die gleichsam von selbst sich anbietende, um das gesamte Denken Eckharts adäquat darzustellen. In diesem Sinne akzentuiert er auch Eckharts einzigartige Rolle als Prediger am Ende des Mittelalters.
In den kurzen Eingangsbemerkungen wird hervorgehoben, dass die Beschäftigung mit Eckhart eine Chance für die Gegenwart ist: Auf der einen Seite ist sein Werk mit Editionen, Übersetzungen und Fachpublikationen so gut erschlossen, dass es so zugänglich ist wie noch nie. Auf der anderen Seite weist unsere Gegenwart Problemstellungen und Fragen auf, gerade im Bereich der Spiritualität und des Stehens in der Welt, für die Meister Eckhart Anregungen zu bieten hat.
Der erste Teil des Buchs (21-52) widmet sich zunächst sehr direkt dem Predigtwerk Eckharts. Kurz und sachdienlich wird in das deutsche und lateinische Predigtwerk eingeführt. Dann geht Vannier mit Blick auch auf Augustin die Rolle der Erfahrung des Predigers als Grundlage an. Denn von hier aus, so zeigt sie, entwickelt Eckhart Methode und Programm seines Predigens. Zielpunkt Eckhart‘schen Predigens ist eine anagogische Phänomenologie des Innern hin auf die Erfahrung der Geburt Christi in der menschlichen Seele.
Nach diesem Auftakt eines systematischen Ausgangspunkts entwickelt Vannier im zweiten Teil des Buches den historischen Hintergrund (53-156). Dabei referiert sie nicht schlicht die ohnehin sporadischen Daten aus Eckharts Leben, sondern konzentriert sich auf Eckharts Rolle als Begründer der Rheinischen Mystik. Historisch spielt in diesem Zusammenhang insbesondere Eckharts Verbindung mit Straßburg eine Rolle, die, jüngst angefochten, von Vannier detailreich verteidigt und theologisch verankert wird, in dem Traktat und der Figur des „vollkommenen Menschen“. Auch der Rolle der Gottesgeburt in der menschlichen Seele geht sie in dem von ihr als Straßburger Predigten identifizierten Corpus nach. Als Erfahrungsgrundlage macht sie zweierlei aus: eine eigene spirituelle Erfahrung und die dionysische Tradition. Beides zusammen führt in Eckhart, so die Verfasserin, zu einer neuen Theologie des 14. Jahrhunderts, die durch einen Monismus gekennzeichnet ist, eine letzte Einheitserfahrung, in der Tradition des Neuplatonismus, aber eingeholt von der spirituellen Subjekterfahrung des 14. Jahrhunderts – auch hierin eine ureigene Spannung Augustins aufnehmend.
Der dritte Teil (157-314), erneut umfangreicher, vertieft diese weiter herausgearbeitete Grundthese von Vannier, indem er im Einzelnen auf das lateinische und das deutsche Werk, mit einem Schwerpunkt auf dem lateinischen, eingeht. Dabei werden nun auch jeweilige Forschungsstände und Positionen miteinbezogen und diskutiert.
Von einigem Gewicht ist die Deutung des Kommentars zum Buch der Weisheit; ausführlich wird die Rolle der Weisheit im Werk Eckharts, aber auch die methodischen Implikationen einer Weisheitsphilosophie bedacht. Im Johannes-Kommentar beschränkt sich die Verfasserin auf eine exemplarische Auslegung, derjenigen der „Hochzeit zu Kana“. Auch wenn der Band schon sehr umfangreich ist, fällt diese Beschränkung doch auf und überrascht.
In den deutschen Predigten bildet der Zyklus zur Gottesgeburt, die deutschen Predigten 101-104, einen gut gewählten Schwerpunkt, dessen Vorverweisungen auf die Gedanken des Nikolaus von Kues auch allenthalben sichtbar werden.
Der vierte Teil (315-410) entfaltet die Aktualität Eckharts unter theologischen, spirituellen, subjekttheoretischen, anthropologischen und ontologischen Gesichtspunkten.
Der fünfte Teil des Buches (411-516) stellt auf 100 Seiten die wesentlichen Quellen Eckharts vor. Im Zentrum steht hier vor allem Augustinus, aber auch Origenes, Gregor von Nyssa und Maximus Confessor werden richtigerweise in den Blick genommen.
Nach dieser historischen Kontextualisierung bietet der sechste Teil (517-720) auf 200 Seiten eine systematische Sichtung der zentralen Themen Eckharts als Prediger. Vollkommen evident setzt Vannier mit der Anthropologie ein. Sehr überzeugend beschreibt sie die die Rolle der Demut für die geistige Entwicklung als Ausgangspunkt sowie die Gottessohnschaft, die Theosis, als Zielpunkt. Dabei akzentuiert sie ebenso folgerichtig, dass dieser Entwicklungsweg in der Selbsterkenntnis besteht und dass er auf der Freiheit des geistigen Individuums beruht, eine Position, die in der Eckhart-Forschung nicht immer hinreichend klar ist. Von hier aus ergibt sich auch die Rolle der „imago“. Nicht nur theologisch trägt sie ein solches Gebäude, sondern verweist auch auf den Bildcharakter menschlichen geistigen Erkennens, was Vannier mit einem Seitenblick auf Tauler und Suso einerseits und auf Hildegard von Bingen andererseits unterstreicht.
Auf diese Anthropologie folgt sinnvollerweise die Christologie, die zunächst entfaltet und dann über die Theologie des Logos vertieft und anhand des Geschehens von Weihnachten, Karfreitag und Auferstehung ausgedeutet wird. Von hier aus erweitert sich der Blick auf
die Schöpfung.
Vannier ist sich bewusst, dass sie bei aller Spiritualität einen Eckhart vorstellt, bei dem die Anthropologie mit Subjekt, Intellekt und Bildbegriff sehr stark ist. Dazu hat sie nicht nur mit Harald Schwaetzer drei Bände vorgelegt, sie widmet diesem ganzen Zusammenhang eine ausführliche Darstellung in diesem Kapitel.
Erst danach fügt sie Betrachtungen zur Trinität abschließend an.
Der siebte und letzte Teil (721-821) widmet sich erneut auf 100 Seiten der Rezeption, die Eckhart erfahren hat. Sehr schön ist, dass hier die frühe Rezeption in der „Devotio moderna“ mitbedacht ist. Nach Cusanus geht es dann mit großen Schritten über Luther ins 17. Und 20. Jahrhundert. Eine ausführliche „Geschichte der Mystik“ ist nicht intendiert. Es geht Vannier darum, knapp Linien auszuziehen, welche die Aktualität Eckharts bis zu Derrida und darüber hinaus deutlich machen.
Mehrere Register erschließen das umfangreiche Buch sinnvoll.
Marie-Anne Vannier hat mit diesem Buch einen weit umspannenden Blick auf Eckhart vorgelegt, dessen Zentrum die Eckhart’sche Spiritualität der Anthropologie, mit der Geburt Christi im Zentrum einer theologischen Anthropologie hat. Sie hat damit das Bild von Eckhart als Prediger, als eines Mystikers, der als „Lebemeister“ gegen den „Lesemeister“ ausgespielt werden kann, noch stärker als Kurt Ruh oder Alois Haas (dem sie insgesamt näher ist) korrigiert, indem sie energischer das gemeinsame Herzstück von Spiritualität
und Intellekt betont. Zugleich hat sie so eine rationalistische, logische Deutung Eckharts, wie sie Flasch oder Sturlese vertreten, in ihre Schranken verwiesen, ohne die Bedeutung des Intellekts bei Eckhart zu schmälern.
In der überzeugenden Darstellung dieser Grundintention, dass in einem intellektuellen, freien, geistigen Ich auf einem ethisch-ganzheitlichen Entwicklungswege auf die Geburt Christi in der Seele hin Eckharts eigentliches Anliegen besteht, hat „Maître Eckhart Prédicateur“ von Marie-Anne Vannier sein eigentliches Verdienst. Die internationale Meister-Eckhart-Forschung ist um eine nicht nur umfangreiche, sondern auch inhaltlich gewichtige Arbeit reicher, die im guten Sinne als Standard-Werk gelten darf.


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