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02. LIRE LES PÈRES DE L’ÉGLISE ENTRE LA RENAISSANCE ET LA RÉFORME. Six contributions éditées par Andrea Villani

02. LIRE LES PÈRES DE L’ÉGLISE ENTRE LA RENAISSANCE ET LA RÉFORME. Six contributions éditées par Andrea Villani

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Date d'ajout : mardi 12 septembre 2017

par Christian HENGSTERMANN

Zeitschrift für Antikes Christentum (ZAC) 20, 2 (2016)

Der vorliegende Sammelband, der, von Andrea Villani herausgegeben und mit einem zusammenfassenden Vorwort versehen, die vier Vorträge einer eintägigen Tagung am Centre d’études supérieures de La Renaissance im September 2010 zugänglich macht und für die Publikation um zwei weitere Beiträge erweitert worden ist, zeichnet exemplarisch die unterschiedliche Rezeption verschiedener Kirchenvätertexte von der Renaissance bis zur Reformation in neuen Ausgaben und lateinischen Übersetzungen wie in der Neuaneignung ihrer theologischen Kerngedanken nach.
Der erste Beitrag (S. 21–54) aus der Feder des Herausgebers ist der vom italie- nischen Humanisten Christoforo Persona angefertigten und 1481 vom deutschen Verleger Georg Herolt in Bamberg veröffentlichten ersten lateinischen Überset- zung des Origenes-Werkes Contra Celsum [Christophorus Persona, Hg., Origenes contra Celsum (Bamberg: Georg Herolt, 1481).] gewidmet. In ausführlicher Paraphrase der drei Widmungsschreiben, die Persona, der zu Lebzeiten für seine philologische Expertise gerühmte, späterhin aber vielfach kritisierte praeses der Vatikanischen Bibliothek, seinem Übersetzungswerk vorangestellt hat, legt Villani das zeitgeschichtliche Anliegen des humanistischen Übersetzers dar. Während Persona dem alexandrinischen Theologen im ersten Widmungsschreiben an Papst Sixtus VI. für seine Verdienste um die christliche Literatur überschwänglich die Ehre gibt, parallelisiert er im zweiten an den Dogen und den Senat von Venedig, die er zum Kampf gegen die Türken animieren will, den vermeintlichen Zorn des Origenes auf Kelsos mit dem gerechten christlichen Grimm auf die genannten „Ungläubigen.“ Adressat der letzten und kürzesten der drei Zueignungen der lateinischen Erstübersetzung des griechischen Origenes-Werkes ist Ferdinand von Aragon, König von Neapel und Sizilien, dem Persona, ohne den Autor der von ihm übersetzten Schrift zu nennen, in einer Art Fürstenspiegel die Tugenden eines Monarchen vor Augen führt. Ein exemplarischer Übersetzungsvergleich erweist den seit Erasmus von Rotterdam vielgescholtenen Humanisten als durch- aus fähigen, wenn auch insgesamt zu Redundanz neigenden und stellenweise nicht vor Überarbeitung und Auslassung zurückschreckenden Übersetzer.
Der zweite Aufsatz (S. 55–67), verfasst von Emiliano Fiori, untersucht am Bei- spiel des vom führenden Renaissance-Platoniker Marsilio Ficino verfassten Kommentars zum Werk De divinis nominibus des Pseudo-Dionysios Areopagita (1490) [Marsilio Ficino, Dionysii Areopagitae: De mystica theologia – De divinis nominibus (hg. von Pietro Podolak; Napoli: D’Auria, 2011).] und seiner Leitbegriffe „Verhältnis“ und „Grenze“ die neuzeitliche Neuakzen- tuierung und Neudeutung patristischen Denkens, nach der nicht länger Christus und sein Opfer, sondern die Seele im Mittelpunkt eines auch weiterhin als in sich differenzierte Einheit einer umfassenden scala naturae aufgefassten Wirklichkeit steht. Entsprechend trete bei Ficino als Heilsmittlerin die autonome menschliche Vernunft an die Stelle der Kirche mit ihren Riten und Sakramenten, eine vom Autor als solche kritisierte neuzeitliche Verkehrung des kommentierten Werkes des Areopagiten, die ihren logischen Abschluss im, wie er befindet, unchrist- lichen Individualismus Giordano Brunos finde.
Im Anschluss an einen Überblick über den pelagianischen Streit, in dem Augustinus zunächst mit Pelagius und seinem Schüler Caelestius, dann mit Julian von Aeclanum um die rechte Verhältnisbestimmung von menschlichem Willen und göttlicher Gnade ringt, zeichnet Mickaël Ribreau (S. 69–96) die intensive Rezeption der aus der zweiten Phase der Kontroverse datierenden Schrift Contra Iulianum [Lateinischer Text nach Mickaël Ribreau, Le Contra Iulianum de saint Augustin: introduction générale; édition, traduction et commentaire du livre III (Diss. Paris, 2009).] beim deutschen Reformator Martin Luther nach. Luther spitze die gnadentheologische Schrift, auf die er nicht nur in der Exegese von Römer- und Galaterbrief, sondern ausweislich des daraus entlehnten Begriffs des servum arbitrium auch im literarischen Disput mit Erasmus von Rotterdam rekurriert, noch einmal zu, wenn er sogar die Möglichkeit einer Befreiung des Willens des gefallenen Menschen bestreitet.
Der Geschichte der Wiederentdeckung der asketischen Schriften des wenig bekannten Nilos von Ankyra, die mit ihren Übersetzungen ins Lateinische (1516) und ins Deutsche (1517) durch den Humanisten Willibald Pirckheimer ihren Anfang nimmt und mit einer Auswahlübersetzung 1557 [Petro Francisco Zino, Praeclara Nili et Mari abbatum opera e Graeco in Latinum conuersa (Venedig: apud Franciscum Rampazetum, 1564 [lettera prefatoria è firmata Ex oppido Leonati. IX Calen. Febr. 1557]).] und einer kritischen Ausgabe ein Jahrhundert später [Leone Allatio, Hg., S. P. N. Nili ascetae discipuli S. Ioannis Chrysostomi epistolarum libri IV. (Rom: Typis Barberinis, 1668); Iosephus Maria Suaresius, Hg., Sancti Patris Nostri Nili tractatus seu opuscula (Rom: Typis Barberinis, 1673).] ihren Höhepunkt findet, ist der Beitrag von Luciano Bossina gewidmet (S. 97–122). Ein Übersetzungsvergleich zeigt, wie der wiederentdeckte Kirchenvater, der lange Zeit fälschlich als Schüler des Johannes Chrysostomos gegolten hatte, im Streit der Konfessionen bald als tugendhafter Asket, bald als Archeget der monastischen Lebensform stilisiert und für die eigene Sache beansprucht wird.
Gegenstand des Beitrages von Barbara Villani (S. 123–148) sind drei neuzeitliche Übersetzungen des umfangreichen Werkes De adoratione et cultu in spiritu et veritate des Kyrill von Alexandria. Die erste Übersetzung, eine lateinische Fassung des ersten Buches, fertigt der Reformator Johannes Oecolampadius im Jahre 1528 als Auftragsarbeit an. [Johannes Oecolampadius, Hg., Divi Cyrilli archiepiscopi Alexandrini opera in tres partita Tomos: in quibus habes non pauca antehac Latinis non exhibita. Hoc primo Tomo insunt in Evan­ gelium Ioannis commentariorum Libri XII. In Leviticum Libri XVI. Secundus Tomus: Opus insigne quod Thesaurus inscribitur de consubstantialitate filii et spiritus sancti cum deo patre adversus haereticos. Georgio Trapezontio interprete. Dialogorum cum Hermia de Trinitate libri septem, cum appendice argumentorum, quod spiritus sanctus est deus. De adoratione et cultu in spiritu et veri­ tate Liber unus. I. O. interprete. Tertius Tomus: Contra Iulianum apostatam pro religione Chris­ tiana Libros X. De recta fide in Christum ad Theodosium et ad reginas libros III (Basel: In aedibus Andrae Cratandri, 1528).] Neben den finanziellen Motiven führte ihm bei der Pionierarbeit, wie er in einer Replik auf katholischerseits geäußerte Kritik an einer protestantischen relecture der literarischen Vorlage darlegt, ein pastorales Anliegen, nämlich die geistige Erbauung des gläubigen Lesers, die Feder. Demgegenüber tritt der genaue Wortlaut bisweilen zurück. Das Motiv, das den zweiten Übersetzer, den katholischen Humanisten Bonaventura Vulcanius, [Bonaventura Vulcanius, Hg., D. Cyrilli, Archiepiscopi Alexandrini, De Adoratione in spiritu et veritate. Et Quod Lex sit umbra, ac figura vitae in Christo, atque Euangelicae. Libri XVII (Toledo: apud Joannem ab Ayala, 1575).] antreibt, ist nicht theologischer, sondern literarischer Natur: Anders als Oecolampadius vor ihm bemüht sich Vulcanius um eine die stilistischen Meriten des Originals abbildende gefällige lateinische Übersetzung. Die dritte lateinische Übersetzung schließlich, angefertigt vom katholischen Priester und späteren Bischof Antonio Agelli, [Antonio Agelli, Hg., D. Cyrilli Alexandrini lib. XVII Dialogorum de adoratione in spiritu & veri­ tate, & spiritali totius legis Mosaicae in Religione Christiana observantia, lat. ex graecis exemplari­ bus MSS. recogniti, & latinitate donati (Lyon: per Sib. a Porta, 1588).] geschieht aus exegetischen Motiven. In seiner Übersetzung, die aufgrund der besseren Manuskriptvorlage ihre beiden Vorgänger in vielem übertrifft, schlägt er, wie er selbst in übersetzungsphilologischer Reflexion darlegt, einen Mittelweg zwischen einer ausgangs- und einer zielsprachenorientierten Methode ein.
Ein letztes Bespiel für die neuzeitliche Rezeption der Kirchenväter in Überset- zung und Edition, drei Fassungen der 383 in Konstantinopel gehaltenen Rede De deitate Filii et Spiritus sancti von Gregor von Nyssa, präsentiert Matthieu Cassin (S. 149–173). Vornehmlicher Gegenstand ist ein später auch vom englischen Aufklärer Edward Gibbon und vom deutschen Idealisten Georg Wilhelm Friedrich Hegel aufgenommener parodistischer Bericht über die lebhafte Beteiligung auch einfacher Gläubiger an den damaligen trinitätstheologischen Debatten. Die editio princeps des Werkes aus dem Jahr 1564 stammt von dem mit dem Reformator Philipp Melanchthon befreundeten Humanisten Joachim Camerarius. [Joachim Pabepergensi [sic], Hg., Τοῦ ἐν ὁσίοις πατρὸς Γρηγορίου ἐπισκόπου Νύσσης λόγοι δύο, εἷς περὶ θεότητος υἱοῦ καὶ πνεύματος, ἓτερος εἰς τὸ ἅγιον καὶ σωτήριον πάσχα. Orationes duae Gregogorii [sic] episcopi Nyssae, una de Filii et Spiritus sancti Deitate, altera dicta die Paschatos (Leipzig: In officina Voegeliana, 1564).] Sie ist Teil einer von ihm zusammengestellten Auswahl patristischer Predigten, die, wie der Autor in der Vorrede darlegt, einen exemplarischen Einblick in die christliche Rhetorik vermitteln will. Die vom katholischen Humanisten Laurent Sifanus besorgte zweite Ausgabe der Rede von 1568 [Laurent Sifanus, Hg., Theophylacti Bulgariae archiepiscopi explicationes in acta apostolorum concise ac breuiter ex Patribus collectae, Graece nunc primum editae ex Bibliotheca Clarissimiri uiri Johannis Sambuci Pannonii Tirnauiensis, cum interpretatione Latina Laurentii Sifani Prunsfel­ dii, I. V.D. His accesserunt orationes quinque diuersorum Patrum, nempe Gregorii Nysseni, Amphi­ lochii Iconii, Ioannis Chrysostomi, Cyrilli & Timothei Hierosolymorum presbyteri. Item Gregorii Nysseni oratio de Deitate Filii & Spiritus sancti. Eodem Laurentio Sifano interprete (Köln: apud Haeredes Arnoldi Birckmanni, 1568).] diente, ohne dass ihr Autor eigene philologische oder theologische Interessen verfolgt hätte, lediglich der Vervollständigung einer früher begonnenen Gesamtausgabe der Werke des Nysseners. Einziger Beweggrund für die vom Protestantenhumanisten David Hoeschel her- ausgegebene Edition von 1591 [David Hoeschel, Hg., Oratio S. Gregorii, Episcopi Nysseni, De Filii et Spiritus sancti Deitate. e codicis m.s. Reipublicae Augustanae nitori atque integritati restituta (Augsburg: excudebat Michael Manger, 1591).] schließlich, die als einzige allein das griechische Original ohne lateinische Übersetzung bietet, ist der auf der Grundlage der Durchsicht des Manuskriptbestandes verbesserte Text.
Die im vorliegenden Band zusammengestellten case studies zum neuzeitlichen Nachleben bekannter und weniger bekannter Kirchenväter in Ausgabe und Übersetzung einerseits und in der theologischen Neuaneignung andererseits fügen sich zu einem durchweg erhellenden Panorama der Renaissance der Patristik in Humanismus und Reformation zusammen. Gestützt auf eine insbesondere in detaillierten Übersetzungsvergleichen herangezogene fundierte Kenntnis der jeweiligen Originalschriften, bieten die Autoren nicht nur einen wichtigen Einblick in die philologische und theologische Wiederentdeckung der griechischen und lateinischen Patristik in der Neuzeit, sondern legen auch vielfach die Grundlage für eine vertiefte Beschäftigung mit einem lohnenswerten Forschungsgebiet.


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